Sustainable Finance und Nachhaltigkeitsrisiken: Überblick von der Aufsicht
Mit dem New Green Deal haben die Herausforderungen im weltweiten Kampf gegen den Klimawandel in der EU ein übergeordnetes neues politisches Leitmotiv erhalten. Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit avancieren zunehmend vom individuellen Lifestyle und Konsumtrend zur gesellschaftlichen Bewegung – und zu einem zentralen Wirtschaftsfaktor, der alle unternehmerischen Sphären beeinflusst.
Die Europäische Kommission hat ausgehend vom im März 2018 veröffentlichten Aktionsplan zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums sowie der im Juli 2021 veröffentlichten erneuerten Strategie für ein nachhaltiges Finanzwesen regulatorische Schritte eingeleitet, durch die Finanzmarktunternehmen Nachhaltigkeitsrisiken integrieren und transparent machen müssen. Nachhaltigkeitserwägungen sind außerdem in Beratung und Produktgestaltung aufzunehmen und bei Produkten offenzulegen.
Nachhaltigkeits- und Klimarisiken können nicht nur Vermögenswerte und die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage sowie die Reputation eines Unternehmens negativ beeinflussen, sondern auch die Finanzmarktstabilität gefährden. Um beaufsichtigte Unternehmen auf die kommenden Anforderungen vorzubereiten und regulatorische Guidance zu geben, hat die österreichische Finanzmarktaufsicht dazu im Juli 2020 einen Leitfaden zum Umgang mit Nachhaltigkeitsrisiken veröffentlicht.
In diesem Seminar präsentieren Georg Lehecka und Stanislava Saria (FMA, Finanzmarktaufsicht) einen Überblick über die regulatorischen Maßnahmen und Vorhaben zum Themenbereich Sustainable Finance und Nachhaltigkeitsrisiken. Sie gehen auf versicherungsspezifische Fragestellungen ein, inwieweit Nachhaltigkeits- und Klimarisiken in das Risikomanagement und die Geschäftsstrategie zu integrieren und im Rahmen der Berichterstattung und Offenlegung zu berücksichtigen sind.
Herausforderungen und Lösungsansätze bei internationalen Versicherungsgruppen
Auch die Finanzdienstleister sind bei Finanzierung und Risikodeckung gefordert, die Transformation zu einer ressourcen-schonenden Wirtschaft zu unterstützen. Andreas Rauter (Head of Sustainability, Ethics & Public Affairs, UNIQA) erörtert Fragestellungen und mögliche Herangehensweisen bei der ESG-Integration ins Kerngeschäft. Auch wenn die breite neue Regulierung hier mit dem Instrument der standardisierten und detaillierten Offenlegung ansetzt, stellt sich unmittelbar die Frage, wie eine lohnende ESG-Integration das Geschäftsmodell eines Versicherers robuster und erfolgreicher machen kann. Eines ist klar, ein inkonsequentes Lippenbekenntnis, ohne im Geschäftsmodell zu liefern, ist nahe dem Greenwashing, und genau das soll mit der detaillierten Offenlegung verhindert werden. Rauter beleuchtet die Frage, wo eine ESG-Integration in der operativen Ebene und in den Governance-Funktionen welche Herausforderungen bringt, und teilt erste Erfahrungen aus der Praxis.
Programmablauf:
Präsenzveranstaltung im Zoku Vienna
Bitte beachten Sie die jeweils gültigen Corona-Regeln.
Veranstaltung: | Environmental, Social and Governance (ESG) |
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Datum: | 17. September 2021, 09:00 - 13:30 |
Seminargebühr: | EUR315 – EUR350 (AVÖ-Mitglied / Nicht-Mitglied) |
Zielgruppe: Die Seminarreihe eignet sich sowohl für AktuarInnen in Versicherungsunternehmen als auch für andere Personen, die im Risiko-Management, der Veranlagung oder im Underwriting tätig und an den aktuellen Entwicklungen interessiert sind.
MindestteilnehmerInnen: 10 Personen
Preis: 350 Euro (inkl. Ust.); 315 Euro (inkl. Ust.) für AVÖ-Mitglieder
CPD-Punkte: 3,5
Über die Vortragenden:
MMag. Dr. Georg Lehecka, BSc MLS ist in der FMA als Senior Fonds- und Bankanalyst mit der Koordination der Themen Sustainable Finance und Nachhaltigkeitsrisiken betraut. Er vertritt die FMA in nationalen und europäischen Gremien und Arbeitsgruppen und hat u. a. den FMA-Leitfaden zum Umgang mit Nachhaltigkeitsrisiken innerhalb der FMA koordiniert. Bevor er 2014 zur FMA ging, war der studierte Wirtschaftswissenschaftler, Statistiker und Philosoph nicht nur im Finanzmarkt und Asset Management beruflich tätig, sondern auch am Institut für Nachhaltige Wirtschaftsentwicklung der Universität für Bodenkultur als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Lektor beschäftigt, an dem er auch in den Sozial- und Wirtschaftswissenschaften promoviert hat.
JUDr. Stanislava Saria, PhD leitet die Abteilung Querschnittsthemen der Versicherungsaufsicht und Pensionskassenaufsicht in der FMA und ist insbesondere für die Aufsichts- und Rechtsweiterentwicklung in den Bereichen Solvency II, Digitalisierung, Cyber Resilience und Sustainable Finance zuständig. Vor ihrer Tätigkeit für die FMA war sie am Europäischen Gerichtshof in Luxemburg und in diversen Rechtsanwaltskanzleien tätig. Stanislava Saria ist Autorin zahlreicher Fachpublikationen mit Fokus auf Wirtschafts- und Finanzmarktrecht und Mitherausgeberin des Kommentars zum Versicherungsaufsichtsgesetz (VAG).
Mag. Andreas Rauter studierte Betriebswirtschaft an der Wirtschaftsuniversität Wien, arbeitete zehn Jahre als Steuerberater und Wirtschaftsprüfer und ist seit 2000 in der Versicherungswirtschaft in verschiedenen leitenden Funktionen tätig. Er führte 15 Jahren lang den Bereich Group Finance bei UNQA und übernahm 2015 den Bereich Sustainability, Ethics & Public Affairs der UNIQA Insurance Group AG. Im Rahmen dieser Aufgabe liegen die Schwerpunkte in der Mitgestaltung einer ganzheitlichen Unternehmenssteuerung, der Vorbereitung auf zukünftige europäische Regulierungsschwerpunkte und der Forcierung der nicht-finanziellen Berichterstattung bei UNIQA.